Peter Schlemihl verkauft aus blanker Not seinen Schatten einem höflichen, mondänen Herrn. Damit ist sein Schicksal besiegelt: obzwar steinreich, wird er stigmatisiert und ausgestoßen, selbst die opferbereite Liebe von Mina scheitert daran, Rettung findet er nur in dem Entschluss zu einem einsamen, die Welt bereisenden Botanikerleben. Vieldeutig ist dieses wenig romantische Märchen: Was bedeuten Schatten und Geld und Siebenmeilenstiefel, geht es um fehlende Heimat, um Kapital gegen Seele? Oder entwirft dieses Märchen das Urbild des Ausgeschlossenseins? Chamissos »wundersame Geschichte« hat immer wieder bildende Künstler zu Illustrationen inspiriert, als deren berühmteste wohl die sechs hochdramatischen Farbholzschnitte des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner gelten können. Die Ausgabe in der Reclam Bibliothek bietet diese zusammen mit Kirchners Titelholzschnitt und einem lithographierten Umschlagentwurf in sorgfältigen Reproduktionen. Zwei kenntnisreiche Nachworte zu Chamissos Text und Kirchners Bildern wurden vom Schweizer Germanisten Peter von Matt und der Kunsthistorikerin und Kirchner-Fachfrau Anita Beloubek-Hammer beigesteuert.