Nach Jahrtausenden des relativen Stillstands erlebte die Menschheit ab Mitte des 18. Jahrhunderts eine Reihe grosser Umwälzungen: Bahnbrechende Errungenschaften in Wissenschaft, Technologie und Industrie ermöglichten einen in der Menschheitsgeschichte beispiellosen Aufstieg. Damit einher ging die Transformation von Institutionen und Rechtssystemen und eine tiefgreifende Revision moralischer Werte. Aufgrund ihrer Heftigkeit erscheinen diese Entwicklungen als Brüche im Weltgeschehen. Heute verfügen wir über die Mittel, das Wissen und auch die Institutionen, den grossen Menschheitsproblemen zu begegnen. Gleichzeitig gerät unsere Gesellschaft massiv unter Druck: Unkontrollierte technologische Innovation, Migration, Klimawandel, aber auch das Erstarken von nationalem Chauvinismus und religiösem Fanatismus schüren Ängste, die der Nährboden sind für moralischen Verfall und das Aufkommen neuer Kriege. Ist die Welt zu Beginn des dritten Jahrtausends, nach 250 Jahren des Fortschritts, im Begriff, abermals einen epochalen Bruch zu erfahren - diesmal aber einen, der uns von der Aufklärung zurück in die Finsternis führt? Joseph Deiss, alt Bundesrat und einstiger Präsident der UNO-Generalversammlung, appelliert nachdrücklich dafür, nicht aufzugeben. Stattdessen sollten wir uns auf unsere hart errungenen Werte des gemeinschaftlichen Miteinanders besinnen, die Institutionen der Völkergemeinschaft neu beleben und eine Dynamik des Friedens in Gang bringen.