Irrläufe, wie Herta Müller sie versteht, sind Wirbel von Bildern und Begriffen, sind Drehungen, Strömungen "im Teufelskreis der Wörter" (wie es in ihrer Nobelpreisrede heißt).
Sprachspiele mehrdeutiger Metaphorisierungen und Metonymisierungen setzen den Ton, mit dem Müller von den frühen Erzählungen der "Niederungen" bis in das jüngere Collagenwerk hinein ihre Texte einstimmt auf das 'innere Orchester' der Lesenden. Eigentümlich schräge oder seltsam verkehrte Bilder stören den Lesefluss und bringen dem Realen"eine Art verwunschene Logik" bei, schaffen Raum für Irritationen, für Überhänge und Übergänge, die Herta Müller als poetologisches Prinzip semiotischen Überschießens und zugleich als "Irrlauf im Kopf" ins Spiel gebracht hat.
Der Band folgt der Spur dieses Prinzips des Irrlaufs von der Poetik Herta Müllers über die narrativen Ordnungen ihrer Texte bis hin zum ethisch-moralischen Kern ihrer buchstäblich 'schönen' Allegorien der Trostlosigkeit: der Bergung von Humanität als utopischem Merkzeichen eines nach wie vor ausstehenden Zustands universaler Mitmenschlichkeit.