Können Sie sich noch erinnern, wo Sie waren, als die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York stattfanden? Oder welche Gedanken Sie sich gerade machten, als Sie erfuhren, dass Russland die Ukraine mit Krieg überzog? Beides hat sich eindrücklich in meinem Gehirn eingebrannt. Das gilt aber nicht nur für Bilder von Schrecken und Tod, sondern ebenso zu welch bemerkenswerter Hilfe Menschen imstande sind - selbst wenn um sie herum Wolkenkratzer einstürzen oder Artilleriegeschosse einschlagen.
Die Feuerwehrmänner und -frauen, die ihr Leben in den Türmen des World Trade Centers gaben, oder die Helferinnen und Helfer, die fliehende Zivilisten über die zerstörte Brücke von Irpin bei Kiew im Kugel- und Granatenhagel geleiteten, zeigten bewundernswerte Größe und eine der vielleicht wichtigsten menschlichen Eigenschaften: Altruismus. In tödlicher Gefahr verhielten sie sich völlig uneigennützig.
Doch woher kommt diese Selbstlosigkeit, die sich übrigens auch unter Tieren wiederfindet? In unserer Titelgeschichte fahndet Autor Guillaume Dezecache nach den Wurzeln dieser Selbstlosigkeit, die tief in unserer Evolutionsgeschichte verankert sein könnte. Und vielleicht hilft uns der Altruismus auch, eine der größten Krisen der Zukunft zu überwinden oder zumindest besser in den Griff zu bekommen: die Folgen der globalen Klimakrise, die mit ihren Extremwetterlagen uns alle immer wieder betreffen wird und zu Verteilungskämpfen führen könnte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es auch dann viele Heldinnen und Helden geben wird, die anderen mit Wasser aushelfen oder sie vor Waldbränden in Sicherheit bringen.
Zum Schluss habe ich noch eine Ankündigung in eigener Sache: Wegen der insgesamt gestiegenen Kosten der letzten Jahre müssen wir leider die Preise von »Gehirn&Geist« ab Heft 6/2024 erhöhen. Das Einzelheft kostet nun 8,50 Euro und im Abonnement erhöht sich der Preis um 30 Cent pro Ausgabe.
Ich hoffe, dass Sie dennoch dieses Heft mit Genuss und Gewinn lesen.
Ihr Daniel Lingenhöhl, Chefredakteur