Rundfunkgeschichte gehört seit Längerem zu den zeitgeschichtlichen Forschungsfeldern, hat sich als musikhistorisches Thema aber erst in jüngerer Zeit etabliert. Dieser Band der Anklaenge ist dem zuvor kaum behandelten Thema sowjetischer Präsenz in Gestalt der Radiosendereihe "Die Russische Stunde" gewidmet.
Die von der RAVAG auf Radio Wien seit 1945 ausgestrahlte Sendereihe behandelte Themen aus Musik, Literatur und Wissenschaft, zunächst insbesondere im Zusammenhang mit der Sowjetunion, mit dem ausdrücklichen Ziel, das vom NS-Regime propagandistisch verzerrte Bild des Landes zu korrigieren. In zunehmendem Maße entwickelte sich die Sendung zum Agitationsinstrument der KPÖ. Nach Abschluss des Staatsvertrages 1955 wurde die Sendung eingestellt.
Die Beiträge dieses Bandes analysieren die Rolle des inländischen Rundfunks im von der sowjetischen Besatzungsmacht dominierten Teil Österreichs. Die Publikation ist zudem ein Ausweis der am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung traditionell betriebenen musikalischen Zeitgeschichte. Sie kann auch als wesentliche Ergänzung der in anderen Disziplinen angesiedelten
historischen Forschung verstanden werden.