Die Bedeutung von allegorischen Verkörperungen als Kulturtechnik kann für das
ausgehende Mittelalter und den Beginn der Frühen Neuzeit kaum überschätzt werden.
Insbesondere im französischen Sprachraum zeigt sich in diesem Zeitraum eine
besondere Verdichtung. In einem konsequent medienübergreifenden Ansatz soll an der
Personifikation das Spannungsfeld von Bildern, Texten und theatralen Inszenierungen
mit seinen entscheidenden Umbrüchen dargelegt werden. Der
allegorisch-personifizierende Bildmodus zeigt sich dabei als dominierendes Verfahren
eines Bilddenkens, das erst mit Verbreitung von Cesare Ripas Iconologia ab 1593
einer grundlegenden Normierung unterworfen wurde. Personifikationen stellen eine
weitgehend übersehene ¿Quellengattung¿ dar, um eine bis dahin nur bruchstückhaft
erschlossene Bild-Theorie und -Praxis aufzuzeigen. Es zeigt sich, dass auch das
neuzeitliche Bildverständnis ganz wesentlich auf Entwicklungen seit dem späten 13.
Jahrhundert basiert.