Welche Farbe mögen Sie am liebsten? Oder haben Sie gleich mehrere Favoriten? Mir gefällt Blau am besten, aber ich schätze auch Grünes. Bei meiner Kleidung bevorzugte ich früher Schwarz (keine Farbe im eigentlichen Sinn) und empfand Pink als zum Davonlaufen. Und als Naturliebhaber können mir Tier- und Pflanzenarten wiederum nicht farbenprächtig genug sein. Dabei berücksichtige ich noch nicht einmal die psychologischen Effekte, die man Farben nachsagt: Grün und Rosa beruhigen demnach das Gemüt, während Rot aggressiver machen soll - Letzteres hat angeblich sogar zur Folge, dass Athletinnen und Athleten in Kampfsportarten oder Fußballteams in roten Trikots häufiger siegen als das Gegenüber in Blau. Hinreichend belegt sind viele dieser Behauptungen jedoch noch nicht, wie Esther Megbel in ihrem Beitrag ab S. 12 beschreibt. Und obwohl Farben in vielen Kulturen ähnliche Eigenschaften oder Emotionen zugesprochen werden, gibt es doch auch faszinierende Unterschiede: Während neun von zehn Finnen ein sonnig strahlendes Gelb mit Freude verbinden, gilt das nur für sechs Prozent aller Ägypter: ein Unterschied, der mit der Häufigkeit der Regentage in diesen Regionen verblüffend stark korreliert. Wie sehr man sich über Farben und ihre Wahrnehmung übrigens die Köpfe heiß reden kann, zeigt unser zweiter Text zum Titelthema. 2015 sorgte das Bild eines Kleides in sozialen Medien für intensive Diskussionen, weil es bei Menschen komplett unterschiedliche Farbwahrnehmungen auslöste. Lesen Sie ab S. 22, wie die Wissenschaft solche erstaunlichen Phänomene erklärt. Herzlich Ihr Daniel Lingenhöhl, Chefredakteur.