Die Digitalisierung stellt die klassische Souveränität vor erhebliche Probleme. Festgefahren in ihrer traditionellen Bindung von theologischer Tradition, staatlicher Ordnung und Territorium als Nation entgeht ihr die zunehmende Relevanz des Dazwischen, das »Inter« des Internets. Die Infrastruktur findet in diesem Dazwischen statt, ausgerollt von Unternehmen. Die aufs Innere spezialisierten Nationen spüren die Diffusion der Souveränität und sind versucht, mit Segregation, Abkopplung und Protektionismus zur Eindämmung des Internets zu antworten.
Martin C. Wolff zeigt, dass die Unterscheidung von innen und außen, die souveränes Handeln lange bestimmte, dank neuer Intertechniken nicht mehr ausreicht. Seine Studie kristallisiert die Tiefenstruktur der klassischen Herrschaftstheorien heraus und erweitert sie um ideengeschichtlich hergeleitete, politisch-ökonomisch informierte technologische Ontologie. Mit dieser lassen sich die Digitalisierung im Souveränitätstheorem reflektieren und die juristischen Verhältnisse, Technikfolgen und Infrastrukturfragen neu herleiten. Eine Digitale Souveränität ist vernetzt, plural, verteilt und zukunftsorientiert. Mit einer globalen Vernetzung verschieben sich die Aufgaben des Staates zur Landesverteidigung und Daseinsvorsorge weg von der Grenzsicherung hin zur Resilienz, Datenpflege und der Ausbildung einer digitalen Hermeneutik. Die Zukunft wird wichtiger als die Vergangenheit.