Übel und Leid gehören unaufhebbar zu unserer begrenzten leibseelischen Existenz. Hedonismus und Utopismus, die dies nicht wahrhaben wollen oder glauben, sie abschaffen zu können, müssen enttäuschen. Denn aus der unbeschwerten Buntheit des Lebens brechen immer wieder Schmerz, Krankheit und Trauer hervor. Es kommt darauf an, diese unver-meidbaren Erfahrungen in geistiges Wachstum und persönliche Reifung zu verwandeln. In tiefgründiger Analyse zeigt dies der hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegte Essay Louis Lavelles. Der französische Philosoph war selbst hart getroffen von der unheilbaren Erkrankung seines Sohnes und als Soldat in den Schlachten an der Somme und um Verdun noch vom Leid des Ersten Weltkriegs geprägt. Diesen Text hat er in Friedenszeiten verfaßt, dann aber 1940, nachdem der Krieg nach Frankreich zurückgekehrt war, erneut herausgegeben: als Wegweisung, eigens ergänzt um Reflexionen, die den leidvollen Erfahrungen und der Einsamkeit in Zeiten des Krieges nachgehen. Die weitausgreifende Seinsphilosophie Lavelles steht im Hintergrund dieser Betrachtungen. Ein ausführliches Nachwort führt in sein Denken und seine Biographie ein.