In diesem klug auf Fakten aufgebauten Buch zeigt Vandana Shiva, wie eine kleine Gruppe superreicher Einzelpersonen, Stiftungen und Investmentfirmen die Kontrolle über unsere Lebensmittelversorgung, unser Informationssystem, unser Gesundheitswesen und unsere Demokratien immer weiter ausbaut. Die Autorin macht sehr deutlich, dass unser Überleben von der Vielfalt unseres Saatgutes und dass unsere Demokratien von einer aufgeklärten Öffentlichkeit abhängen. Es ist ein sehr leidenschaftlicher, weiblicher wissenschaftlicher Diskurs, der eine globale Leserschaft verdient.
Die Warnungen in diesem Buch zeigen die Roten Linien auf, die nicht überschritten werden dürfen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass das globale Agri-Business-Modell und das von Bill Gates und seiner Stiftung vorangetriebene Eine-Wissenschaft-Modell die Möglichkeit für eine gesunde globale Gemeinschaft zunichtemachen.
Unabhängig davon, ob Sie mit all ihren Schlussfolgerungen übereinstimmen oder nicht, ist dies ein sehr durchdachtes und gut dokumentiertes Buch, das im Mittelpunkt vieler Überlegungen und Diskussionen stehen sollte. Interessanterweise schreibt sie als Wissenschaftlerin, aber ihre Sichtweise und ihre Warnungen sind stark von ihrem Wissen als Frau geprägt, dass wir unsere Nahrungsquellen nicht gefährden dürfen. Ihre These ist, dass die Verflechtung unserer Gesundheit, unserer Ernährung und unserer sozialen Strukturen viel komplexer ist, als wir es bisher angenommen haben.
Dr. Shiva erklärt, warum Bill Gates' Philanthropie-Kapitalismus eigentlich »Philanthropie-Imperialismus« ist. Er benutzt sein Geld, um die demokratischen Strukturen der Gesellschaft zu umgehen. Seine Stiftung ist daran beteiligt, Alternativen zu seiner Vision zu unterdrücken oder zu verhindern. Er fördert eine totalitäre Weltsicht, die viele Bereiche prägt: Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft, Wirtschaft und Finanzen. Gates ignoriert die Beiträge von Frauen, Indigenen und Kleinbauern, die das Wissen vom Land haben. Doch nur dieses Wissen, das uns wieder in eine echte Verbindung mit unseren Lebensgrundlagen bringt, wird uns eine Zukunft geben können. Vielfach aus schwammigen Gründen geschmäht, wird Bill Gates hier tatsächlich mal konkret unter die Lupe genommen.
Weitverbreitete Armut und Unterernährung, eine alarmierende Flüchtlingskrise, soziale Unruhen und wirtschaftliche Polarisierung sind zu unserer alltäglichen Realität geworden, während das oberste 1 % der knapp acht Milliarden Menschen den Planeten und all seine Bewohner an den sozialen und ökologischen Abgrund treibt.
In Eine Erde für alle nimmt Vandana Shiva den Milliardärsclub von Gates, Buffet und Zuckerberg sowie andere Imperien aufs Korn, deren Blindheit gegenüber den Rechten der Menschen und den zerstörerischen Auswirkungen ihres Konstrukts des linearen Fortschritts auf der ganzen Welt Verwüstung angerichtet hat. Ihr grenzenloses Profitstreben hat auf undemokratische Weise Uniformität und Monokultur, Spaltung und Trennung, Monopole und Fremdkontrolle erzwungen: über Finanzen, Lebensmittelversorgung, Energie, Informationen, Gesundheitswesen und sogar Beziehungen.
Basierend auf brisanten, wenig bekannten Fakten entlarvt Shiva das Modell des »Philanthrokapitalismus« des 1 %. Dabei geht es darum, unkontrolliert Geld einzusetzen, um demokratische Abläufe zu umgehen, Vielfalt zu beseitigen und totalitäre Ideen durchzusetzen, die auf einer einzigen Wissenschaft, einer einzigen Landwirtschaft und einer einzigen Geschichte beruhen. Shiva fordert die Wiederherstellung von echtem Wissen, echter Intelligenz, echtem Reichtum, echter Arbeit und echtem Wohlbefinden, auf dass die Menschen ihr Recht zurückfordern: frei zu leben, frei zu denken, frei zu atmen, frei zu essen.
Mit einem Epilog: Bill Gates` globale Agenda und wie wir uns dem Krieg der Milliardäre gegen das Leben widersetzen können.