Kennen Sie "e;Hurz!"e;? Selbst nach fast 30 Jahren sorgt Hape Kerkelings genialer Aufritt als Mochtegernbariton immer noch fur Gelachter - und eine gute Portion Fremdschamen. Denn das wirklich Witzige an diesem Sketch, heute auf Youtube millionenfach geklickt, ist nicht etwa der miserabelst vorgetragene Nonsense vom Lammlein und dem Wolf auf der grunen Wiese, sondern der Versuch des Publikums, dieser Albernheit Sinn und kunstlerischen Wert beizumessen. Doch bevor wir auf jene kulturbeflissenen Zuhorer allzu tief herabblicken, fragen wir uns einmal selbst: Wie gut konnten wir Kunst von Stuss unterscheiden? Dieser Frage geht der Psychologe Claus-Christian Carbon im Titelthema dieses Hefts ab S. 20 nach. Jenseits des Lieblich-Dekorativen a la Claude Monets Seerosen oder des handwerklichen Geschicks der alten Meister erstreckt sich das unsichere Terrain der zeitgenossischen Kunst. Sie ist oft weder schon noch in erster Linie virtuos. Ihr Spezifikum ist vielmehr ideeller Art: Es besteht laut Carbon in dem Reiz, die Perspektive zu wechseln und zusammenzubringen, was zunachst gar nicht zusammengehort. Darin liegt wohl auch der gemeinsame Nenner mit der Kunsttherapie, die unsere Autorin Corinna Hartmann ab S. 12 skizziert. Statt auf asthetisch hochstehende Werke zielt die "e;Heil-Kunst"e; auf das Erleben der Selbstwirksamkeit, also des Vermogens, etwas aus eigener Kraft zu schaffen. Dies erwies sich in vielen Studien als einer der wichtigsten Faktoren fur die psychische Gesundheit. So zahlt in der Kunst wie im Leben offenbar haufig eins: die ausgetretenen Denkpfade und gewohnten Sichtweisen zu verlassen, gleich ob wir die Welt oder uns selbst betrachten. Eine gute Lekture wunscht Ihr Steve Ayan, Redaktion Gehirn&Geist.
Kennen Sie "Hurz!"? Selbst nach fast 30 Jahren sorgt Hape Kerkelings genialer Aufritt als Möchtegernbariton immer noch für Gelächter - und eine gute Portion Fremdschämen. Denn das wirklich Witzige an diesem Sketch, heute auf Youtube millionenfach geklickt, ist nicht etwa der miserabelst vorgetragene Nonsense vom Lämmlein und dem Wolf auf der grünen Wiese, sondern der Versuch des Publi¬kums, dieser Albernheit Sinn und künstlerischen Wert beizu¬messen. Doch bevor wir auf jene kulturbeflissenen Zuhörer allzu tief herabblicken, fragen wir uns einmal selbst: Wie gut könnten wir Kunst von Stuss unterscheiden? Dieser Frage geht der Psychologe Claus-Christian Carbon im Titel¬thema dieses Hefts ab S. 20 nach. Jenseits des Lieblich-Dekorativen à la Claude Monets Seerosen oder des handwerklichen Geschicks der alten Meister erstreckt sich das unsichere Terrain der zeitgenössischen Kunst. Sie ist oft weder schön noch in erster Linie virtuos. Ihr Spezifikum ist vielmehr ideeller Art: Es besteht laut Carbon in dem Reiz, die Perspektive zu wechseln und zusammenzubringen, was zunächst gar nicht zusammengehört. Darin liegt wohl auch der gemeinsame Nenner mit der Kunsttherapie, die unsere Autorin Corinna Hartmann ab S. 12 skizziert. Statt auf ästhetisch hochstehende Werke zielt die "Heil-Kunst" auf das Erleben der Selbstwirksamkeit, also des Vermögens, etwas aus eigener Kraft zu schaffen. Dies erwies sich in vielen Studien als einer der wichtigsten Faktoren für die psychische Gesundheit. So zählt in der Kunst wie im Leben offenbar häufig eins: die ausgetretenen Denkpfade und gewohnten Sichtweisen zu verlassen, gleich ob wir die Welt oder uns selbst betrachten. Eine gute Lektüre wünscht Ihr Steve Ayan, Redaktion Gehirn&Geist.