Ein Komponist ist wiederzuentdecken, 1865 in Keitum auf Sylt geboren. Als Gustav Jenner dort zur Welt kam, machte sich Sylt gerade auf, ein Nordseebad zu werden. Jenners Vater, ein dunkler schwieriger Mensch mit einem Geheimnis, brachte ihm die Musik nahe.
Rasche Ortswechsel prägen Gustavs Jugend. 1880 findet er sich an der Kieler Gelehrtenschule wieder. Dort drückt er die Schulbank zusammen mit den Söhnen des Dichters Klaus Groth, der schon bald sein Mentor wird und einen Kontakt zu Johannes Brahms herstellt.
1888 trifft Jenner in Wien ein und wird Schüler vom großen Brahms. Der einzige Kompositionsschüler, den dieser je gehabt hat. Und Jenner komponiert, schreibt Lieder, Terzette für dreistimmigen Frauenchor und Klavier, Quartette für Sopran, Alt, Tenor und Bass, dazu Sonaten, Streichquartette, Balladen, einen Puppenball für Klavier zu vier Händen.
Hundert Jahre später begibt sich der Schriftsteller Heiner Egge in seinem Roman auf die Spur des heute fast vergessenen Komponisten. Von Keitum nach Wien und Marburg und zurück, denn die Erinnerung an das Meer hat sich in Jenners Musik für immer bewahrt.