Vergewaltigung ist als zentrales Thema der Literatur äußerst selten zu finden und wird zumeist in Zusammenhang mit Motiven der Verführung oder hinsichtlich einschlägiger Stoffe betrachtet. Im Fokus der Untersuchung sollen deswegen als sogenannte ,Vergewaltigungsnarrationen' jene Erzählungen des 20. Jahrhunderts stehen, die den Akt sexualisierter Gewalt als zentrales Ereignis der Handlung setzen. Abseits der Konventionen operieren diese Darstellungen mit Verfahren, die, wie die erzähltheoretische Betrachtung zeigt, die Grenzüberschreitung durch die kunstvolle Verschränkung von Stimmen und Räumen deutlich machen. Dieses subversive Potenzial wird in Texten von LibuSe Moníková, Stefan Schütz, Inka Parei und Karen Duve herausgearbeitet und nicht nur zu literarischen Traditionen in Beziehung gesetzt, sondern auch zu gesellschaftlich vorherrschenden Diskursen zu Vergewaltigung.