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Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sind als Sammler von Märchen (Grimms Märchen) bekannt. Um gute Voraussetzungen für eine akademische Laufbahn zu schaffen, schickte die Mutter die Brüder im Herbst 1798 nach Kassel zu ihrer Schwester. Dort besuchten sie zuerst das Gymnasium und studierten später in Marburg Rechtswissenschaften. Nach ihrem Studienabschluss begannen Sie mit dem Sammeln von Märchen und Sagen. Jacob und Wilhelm Grimm sind nicht die Autoren der von ihnen niedergeschriebenen Märchen im klassischen Sinne. Ihr Ruhm fußt auf ihrer Arbeit als Archivisten alter, bis dahin vor allem mündlich überlieferter Märchen, Mythen und Volksweisen. Sie waren die ersten, die diese systhematisch zusammentrugen, in Ausdruck und Aussage überarbeiteten, formten und verschriftlichten. Eine ihrer wichtigsten Quellen war Dorothea Viehmann, eine einflussreiche Geschichtenerzählerin aus einer hugenottischen Familie. 1812 gaben sie den erste Band der Kinder- und Hausmärchen heraus. Drei Jahre später erschien der zweite Band. Im Jahr 1819 wurde der erste Band stark überarbeitet und neu aufgelegt: Es kamen weitere Märchen hinzu. Ein Viertel der Geschichten wurde gestrichen und fast die Hälfte der verbliebenen Märchen überarbeitet, häufig um die als anstößig empfundenen erotischen Anspielungen zu beseitigen. Im Jahr 1825 erfolgte die Herausgabe einer "Kleinen Ausgabe" der Kinder- und Hausmärchen in einem Band, die maßgeblich zur Popularität des Stoffes beitrug. Für diese Aufgabe konnten sie ihren Bruder Ludwig Emil als Illustrator gewinnen.
Im Mai 1825 heiratete Wilhelm Grimm die Apothekerstochter Henrietta Dorothea ("Dortchen") Wild, die von da an den gemeinsamen Haushalt der Brüder Grimm führte und später, nach dem Tod ihres Ehemanns, zusammen mit ihrer Tochter Auguste den Schwager pflegte. Weil Jacob Grimm nach dem Tod des Oberbibliothekars in Kassel nicht befördert wurde, zogen er und sein Bruder 1829 frustriert nach Göttingen. König Ernst August II. von Hannover hob am 1. November 1837 das vier Jahre zuvor erlassene Grundgesetz seines Staates auf. Dagegen protestierten unter anderem Jacob und Wilhelm Grimm. Beide wurden deshalb ihrer Ämter enthoben und kehrten vorübergehend nach Kassel zurück. Prominente Zeitgenossen setzten sich dafür ein, dass König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Brüder Grimm 1840 nach Berlin einlud, wo sie im Jahr darauf in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurden. Wilhelm Grimm erlag am 16. Dezember 1859 einem Schlaganfall. Jacob Grimm starb am 20. September 1863. Zu diesem Zeitpunkt war das "Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm" erst beim Buchstaben F angekommen. Aufgrund ihres umfassenden Gesamtwerks gelten die Brüder als die wichtigsten deutschen Sprachforscher des 19. Jahrhunderts. |