Der französische Philosoph Emmanuel Levinas gilt als einer der herausragenden, aber zugleich auch schwierigen Denker des 20. Jahrhunderts. Um die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit des Ich aufzuzeigen, hinterfragt Levinas dessen Selbst- und Weltverständnis und setzt die Rätselhaftigkeit des anderen Menschen als ethisch gebotenen Grundtatbestand sozialer Beziehung. Für ein traditionelles Erziehungsverständnis und ihre anthropologischen Voraussetzungen stellt diese ethische Unverfügbarkeit des Anderen allerdings eine Provokation dar und verlangt überall dort eine Neubestimmung der Grundstruktur des Pädagogischen, wo allein die eigenen Vorstellungen das Bild des Anderen bestimmen.
Dazu unternimmt die vorliegende Studie den Versuch die grundlegende Relevanz der Philosophie Levinas für die Pädagogik herauszustellen und exemplarisch in sein erstes Hauptwerk "Totalität und Unendlichkeit" einzuführen. Darauf aufbauend wird diskutiert inwieweit seine "Idee des Unendlichen" in der Pädagogik den Umgang mit Andersheit in Theorie und Praxis ebenso in Frage stellt, wie geltende Humanitäts- und Subjektvorstellungen.